Donnerstag, 26. Juli 2012

'Gründtliche Beschreibung der freyen ritterlichen unnd adelichen Kunst des Fechtens' - Eindrücke aus Leipzig

Unser Leser Cornelius Berthold von den Blossfechtern zu Chemnitz hatte vor kurzem die Gelegenheit, sich den Leipziger ‘Joachim Meyer’ (Bibliotheca Albertina- Sondersammlung, Signatur Milit. 111, veröffentlicht in Straßburg bei Thomas Berger, 1570) vor Ort in der Leipziger Universitätsbibliothek näher anzusehen. 

Hier seine Eindrücke:
Während es inhaltlich keine Überraschung gab, zeigte sich die Form sehr  bedeutsam. Sämtliche Abbildungen sind nachträglich aufwändig illuminiert worden. Der Arbeitsauftrag und Preis pro "Figur" (vermutlich 2 Thaler pro Stück, aber dieser Eintrag war kaum zu entziffern) steht im vorderen Innenspiegel des Einbandes. Dieser Eintrag ist laut Bibliotheksmitarbeiter nicht älter als das 17. Jahrhundert, womöglich näher dran am Erscheinungsjahr 1570. Weiter oben im Innenspiegel steht die Jahreszahl 1574, ein abgekürzter (Leit-?) Spruch "L. (oder T?) W. D. G. M. F." sowie der Name "Dietrich Görge Bricke (?) von D(unleserlich/ausgekratzt)", gefolgt von einem Gedicht: "O du edler greiff, schwing auf die feder und gefieder, las ?ierg die Bruderschafft (?) von dank ajanx (??) mit druckem nieder, und stos ihn in den rachen, das im d[as?] Herz im leibe thet krarsten (??, sieht nicht nach "barsten" aus, aber "krachen" ist es mMn nicht)".

Davon abgesehen besitzt das ganze Buch kleine eingeklebte Registerzettelchen am Rand, die mit den Buchstaben der zugehörigen Figuren beschriftet sind (alle bis auf die letzten zwei). Wenn Meyer also eine "Figur G" erwähnt, greift man sich das Zettelchen mit G, schlägt es nach links um und schon hat man die illuminierte Figur. Wenn andere Meyer-Ausgaben nicht auch vier Schließbeschläge dran hatten, dann wäre das ein weiteres "Alleinstellungsmerkmal" der Leipziger Ausgabe und ihrer Gebrauchsspuren.


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